Die Franziskaner zeichnen 1757 viele Legenden aus dem 17. Jahrhundert auf, die in den schweren Zeiten entstanden sind. Es wurde erzählt, dass Bruno von Querfurt 1006 in Gyűd über eine Marienstatue slawischer Herkunft eine Kapelle bauen ließ, und 1148 König Géza II. – gegen Byzanz kämpfend - neben dieser Kapelle eine Kirche errichtete. Bei der Vergrößerung der Kirche meinten die Franziskaner 1739 mittelalterliche Grüfte mit den Wappen ungarischer und slawonischer Adelsfamilien gefunden zu haben und deshalb glaubten sie, dass auch im Mittelalter Pilger von weitem hierher gekommen sind. Diese sind nur wissenschaftlich nicht belegbare Legenden und weder der Titel noch ein Ablassprivileg der mittelalterlichen Kirche sind bekannt. Jedoch zeigen die Legenden und der Fakt, dass die Calvinisten im 17. Jahrhundert an Himmelfahrt aus den Dörfern der Ormánság zum sog. „Mädchenmesse” nach Gyűd kamen, um vor der Ehe Bekanntschaften anzuknüpfen, dass die Bevölkerung von verschiedenen Religionen der Gegend Gyűd einstimmig für einen Gnaden übermittelnden Ort hielt.
So konnte es geschehen, dass 1689 bei der Gyűder Kirche Maria-Erscheinungen begannen, in denen die Selige Maria katholischen und reformierten Ungarn erschien. Nach ihrem Zeugnis bat sie die Jungfrau, dass die Kirche wieder den Katholiken gehöre. Der Franziskanerpfarrer von Siklós nahm das alles zu Protokoll und suchte mit den Zeugen Gabriel Vecchi, den kaiserlichen General von Szigetvár auf, der noch 1689 angeordnet hat, die Gyűder Kirche mit exekutiver Gewalt den Katholiken zurückzugeben.
1737-38, während der tobenden Pest kommen die gläubigen Gemeinschaften aus immer mehreren Siedlungen in Gelöbnisprozessionen nach Gyűd, damit sie die Seligen Jungfrau vor der Seuche rettet. Diese Siedlungen, nachdem sie vor der Pest bewahrt blieben, kehrten jedes Jahr mit ihren Prozessionen zurück.
Im Bedacht der Wunderheilungen wird Máriagyűd 1805 von Papst Pius VII. offiziell zum Gnadenort erklärt und mit Ablassprivilegien versorgt. Die Prozessionen verbreiten sich aufs ganze Jahr.
In den darauf folgenden zwei Jahrhunderten veränderten sich wohl weithin die Wallfahrtsgewohnheiten, aber die Faszination der Begegnung mit der Seligen Jungfrau von Gyűd verging nicht. Während vor dem zweiten Weltkrieg die traditionellen Dorfgemeinden zu Fuß, mit Wagen, per Bahn nach Gyűd pilgerten, besuchen heute die Kirche Gebetsgemeinschaften, Familien, Freundeskreise. Aber alle werden von dem Frieden, der aus der gnadenvollen Anwesenheit quillt, gefangen genommen. Die Ablassprivilegien verstärken diesen inneren Frieden auf die unerschöpfliche Fundgrube der Gebete von den Heiligen bauend.